17.03.09

Bessere Ausbildung für Lehrer gefordert

Bei Lehrern "auf Qualität achten"

Zahlreiche Schüler fühlen sich von Lehrern gemobbt.
Anfang März ist der PISA-Expertenbericht für Österreich präsentiert worden. Die Bildungsexperten legten ihr Augenmerk darauf, was im Bildungssystem im Argen liegt.

Schüler "chronisch belastet"
So sind etwa die Belastungen von Jugendlichen durch die Schule zwischen den beiden PISA-Studien 2003 und 2006 tendenziell gestiegen. 2003 fühlten sich 39 Prozent der 15- und 16-Jährigen durch den Umgang mit Lehrern "temporär" oder "chronisch belastet", 2006 waren es bereits 43 Prozent.

Vor der Klasse lächerlich gemacht
Speziell an den AHS dürfte der Ton rauer geworden sein: Dort hat sich der Schüleranteil, der sich durch den Umgang mit Lehrern temporär oder chronisch belastet fühlt, von 36 Prozent auf 50 Prozent erhöht.

Vor allem beim Stressfaktor "Lehrer machte mich vor der Klasse lächerlich" finde man starke Zuwächse, was darauf hindeute, "dass in den AHS immer mehr Praktiken der Bloßstellung Einzug halten", heißt es in dem Montagnachmittag präsentierten Expertenbericht zur PISA-Studie 2006.

Stress durch Gewalt
Stress können aber auch schulische Gewalt- und Aggressionserfahrungen auslösen - und auch diese gibt es an den österreichischen Schulen häufig. Einen Vergleich mit PISA 2003 gibt es dafür aber nicht.

Jeder zwölfte Schüler (acht Prozent) gab bei PISA 2006 an, in den vergangenen sechs Wochen von Mitschülern "geschlagen oder verletzt" (Gewalt) worden zu sein, jeder zehnte Schüler (elf Prozent) wurde "unterdrückt oder gequält" (Aggression).

Anreize für "leistungsstarke" Lehrer
Zeitgleich mit der Präsentation der Ergebnisse konstituierte sich auch die von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) eingesetzte Expertengruppe für die Neugestaltung der Lehrerausbildung in Österreich. Bis Jahresende soll das Gremium die Eckpunkte der Reform erarbeiten.

Der Leiter der Expertengruppe, Peter Härtel, nannte im Gespräch mit der APA als eines der Ziele die "Auflösung der rechtlichen und organisatorischen Wände", die es zwischen den derzeitigen Lehrerbildungseinrichtungen - Pädagogischen Hochschulen (PH) und Universitäten - gebe.

Beide Berufsgruppen sollten in ein Bachelor-und-Master-Studiensystem eingegliedert werden. Gleichzeitig müsse man Bachelor-Absolventen aller Lehrerbildungseinrichtungen auch eine Bildungsperspektive bieten: "Wir wollen auch bildungs- und leistungsstarke junge Leute für den Lehrerberuf anziehen, und die bekommt man nur, wenn man auch Bildungsperspektiven über den Erstabschluss hinaus anbietet", sagte Härtel.

Lieber bessere als mehr Lehrer
Die Minister hatten bei der Formulierung der Eckpunkte der Reform betont, mit Aufnahmeverfahren die "besten Köpfe" für den Lehrberuf finden zu wollen. Härtel betonte dazu, kein Freund von Superlativen zu sein: "Ich bin schon zufrieden, wenn wir gute und sehr gute Lehrer haben, weil wir auch nicht wissen, wer der 'beste Lehrer' ist."

Trotzdem ist für Härtel klar, "dass der qualitative Anspruch im Vordergrund steht". Auch wenn in den nächsten Jahren Zehntausende Lehrer in Pension gehen, dürfe man "nicht in die Schere kommen, aufgrund einer quantitativen Herausforderung qualitative Ziele geringer zu schätzen".

Bildung wird "vererbt"
Auf ein weiteres Problem weisen die PISA-Experten hin: In Österreich wird der Bildungsstatus zum Großteil "vererbt". Haben die Eltern die Matura gemacht, tun das meist auch ihre Kinder (73 Prozent). Unter Kindern, deren Eltern keinen höheren Schulabschluss haben, sind es nur 39 Prozent.

Wie der Expertenbericht für Österreich zeigt, streben allerdings 23 Prozent der 15- und 16-Jährigen einen höheren Bildungsabschluss als den der Eltern an. Kinder mit Migrationshintergrund sind dabei stark unterrepräsentiert (neun Prozent).

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